[Rheinprovinz, um 1827] Einige glückliche Monate gingen ins Land. Doch dann sollten die Steinbrüche am Drachenfels wieder eröffnet werden, und langer, erbitterter Rechtsstreit mit dem Steinhauern begann.
Ende der Idylle
1823 hatten Reparaturarbeiten am Kölner Dom begonnen, und dafür wollte die Dombauhütte Trachyt vom Drachenfels haben. Die Königswinterer Steinhauer, zusammengeschlossen in der Steinhauer-Gewerkschaft, wollten sofort mit der Dombauhütte ins Geschäft kommen wollen, doch die Bergkuppe mit den Steinbrüchen war Eigentum des damaligen Königswinterer Bürgermeister Schaefer. Der sah die Gefahr für die Ruine und das Landsturmdenkmal und schrieb am 10. August 1826 an die preußische Regierung in Köln. In seinem Brief schilderte er die Interessen der Steinhauer auf der einen und die der Öffentlichkeit auf der anderen Seite und bot die Kuppe der preußischen Regierung zum Kauf an.
Die ließ zunächst die Rechtslage und die Darstellung Schaefers überprüfen, und das Verfahren zog sich über ein Jahr hin. Schließlich verkaufte Schaefer doch am 7. September 1827 an die Steinhauer-Gewerkschaft. Wenig später waren die Steinbrüche wieder in Betrieb.
Viele Menschen waren besorgt, denn längst hatten die Schäden durch den Steinbruch hatten bedrohliche Formen angenommen. Sie fürchteten um die Sicherheit der Arbeiter in den Weinbergen, der Wanderer und überhaupt der umliegenden Gebiete. Dazu kam die Sorge um den Erhalt der Ruine. Dass die Regierung am 1. Dezember 1827 den zuständigen Landrat anwies, Maßnahmen zur Sicherung der Burgruine zu treffen, trug nicht wirklich zur Beruhigung bei.
Empörung
Oma Limbach war empört. Zudem war sie zutiefst betroffen, denn sie hatte nie wirklich verdaut, dass ihr geliebtes Kloster Heisterbach zerstört worden war. Als die preußischen Behörden 1818 den weiteren Abbruch untersagt hatten, war sie ihnen dankbar gewesen. Und nun? Warum dieses endlos lange Verfahren? Glaubte man ihnen denn gar nichts, noch nicht einmal dem Bürgermeister?
Seitdem die Zeitungen über die Wiedereröffnung der Steinbrüche berichteten, war in dem Städtchen der Teufel los. Steinhauer stritten gegen Bürger und Zeitungsleute, und wenn die Frau eines Redakteurs in ihrem Laden war, ging eine Steinhauersfrau nicht hinein. Das ging sogar soweit, dass manche Dame möglichst unauffällig durch die Scheibe schaute, wer im Laden war, bevor sie ihn betrat. Längst hatte Henriette ein Auge darauf und bat manche Dame für die Wartezeit auf eine Schokolade hinein.
Der Kronprinz hilft
Dann bekam der Drachenfels Hilfe von prominenter Stelle. Kronprinz Friedrich Wilhelm IV., der schon zweimal am Drachenfels gewesen war, hatte in einer Zeitung von der Wiedereröffnung der Steinbrüche gelesen und handelte sofort. Am 2. Dezember 1827 schrieb sein Hofmarschall dem Oberpräsidenten der Rheinprovinz in Koblenz, dass dem Kronprinzen und der ganzen königlichen Familie sehr viel am Erhalt der Ruine läge, und bat um Unterrichtung über den Sachstand. Wenig später, am 8. Januar 1828, schrieb auch Prinz Friedrich von Preußen an den Oberpräsidenten.
Am 4. Mai 1828 wurden die Steinbrüche auf dem Drachenfels auf Anweisung der Königlichen Regierung in Köln vorläufig geschlossen, vor allem wegen der Gefährdung der Menschen und Gebiete unterhalb der Ruine. „Gott sei Dank“, dachte Oma Limbach. Sie hätte es nicht ertragen, auch den Drachenfels noch zu verlieren.
Dennoch wurden weiter Steine gebrochen. Dann stürzte im Mai 1828 der Nordgiebel der einstigen Burgkapelle ab. Die Auseinandersetzungen wurden immer heftiger, sie wurden vor Behörden und Gerichten, aber auch in den Zeitungen ausgetragen. Die Steinhauer-Gesellschaft sah keine Gefährdung, folglich verklagte sie am 12.9.1828 die Königliche Regierung auf Schadensersatz.
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