Eine Chance auf Bildung

In einer Schule, Kurfürstliches Schloss / Universität
In einer Schule, Kurfürstliches Schloss / Universität

[Rheinprovinz, 1820] Nun bekam jeder die Chance auf Schulbildung, der Schulbesuch wurde sogar Pflicht. Elementarschulen, Realschulen und Gymnasien wurden aufgebaut. Hubert Limbach wird Lehrer.

Die erste Zeit hatte Hubert Limbach den Oberpräsidenten Sack nach besten Kräften unterstützt. Doch schon nach zwei Jahren hatte man ihn abberufen, sehr zu Huberts Bedauern.

Lehrer Limbach

Schon lange drängte es ihn nachhause zu seiner Familie. Doch in Köln ließ man den tüchtigen Mitarbeiter nur ungern gehen. So sprach man ihn an, ob nicht mithelfen wollte, das Schulwesen aufzubauen. Dass er einmal Lehrer würde, hätte er sich nicht träumen lassen. Doch die Anfrage machte Sinn, denn die meisten Menschen im Rheinland konnten weder lesen noch schreiben. Im Alten Reich der Kurfürsten und Erzbischöfe hatten die einfachen Menschen keine Chance auf Bildung; auch wenn es den Menschen in seiner Region wohl viel besser ging als manch anderem in entlegenen Ecken des Reiches. Auch die Franzosen hatten sich kaum um das Schulwesen gekümmert, und in all den Jahren der Napoleonischen Kriege war daran nicht zu denken.

Nun bekam jeder die Chance auf Schulbildung, der Schulbesuch wurde sogar Pflicht*. Elementarschulen, Realschulen und Gymnasien wurden aufgebaut, Lehrer und Dorfschulmeister bekamen Anerkennung und eine solide Aus- und Fortbildung. 1818 stiftete König Friedrich Wilhelm III. die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn, die schon bald hoch angesehen war. Man mochte zu den Preußen stehen wie man wollte, diese Aufgabe war verdienstvoll und so stellte Hubert sich gerne in ihren Dienst.

Die Not nach dem Krieg und dem „Jahr ohne Sommer“

Tag für Tag kam Hubert mit seinen kleinen Schülern zusammen und übte mit ihnen Lesen, Schreiben und Rechnen. Henriette unterstützte ihn nach Kräften, und packte ihm immer wieder Butterbrote für seine Schützlinge ein. Nebenan in Oma Limbachs Arbeitsraum war immer Betrieb, und doch fand sie Zeit, zerschlissene Kinderhosen und Hemden gekonnt und liebevoll auszubessern. All das war bitter nötig, denn viele Familien litten große Not, vor allem auf dem Land war das Leben sehr hart.

Das Jahr 1816 war ein „Jahr ohne Sommer“. Eine verheerende Kältewelle war über die Erde hinein gebrochen, es hatte Schnee im Sommer und schwere Unwetter gegeben. Die Folge waren katastrophale Missernten und drastisch steigende Getreidepreise. Da Europa zudem noch unter den Folgen der Napoleonischen Kriege litt, zogen viele Menschen fort. Die erste große Auswanderungswelle nach Nordamerika begann.

Zeichnungen vom Cousin in Amerika

Es war noch gar nicht so lange her, dass sie alle schweren Herzens Huberts Cousins, die Bergmann-Brüder Niklas und Heinrich und ihre Mutter Hedi verabschiedet hatten. Deren Hof konnte sie nicht mehr alle ernähren, daher waren sie zu ihren amerikanischen Verwandten in die USA ausgewandert. Heute ging es ihnen gut dort drüben, und Hubert hielt engen Kontakt, er bekam regelmäßig Briefe und Zeichnungen von Niklas. So hatt er manchen Tagen eine besondere Überraschung für seine kleinen Schüler. Wenn er wieder Post aus Amerika bekommen hatte, zeigte er ihnen Niklas‘ Zeichnungen , und sie suchten auf einer großen Weltkarte all die Orte, von denen die Rede war.

* Doch in vielen Bauern- und Arbeiterfamilien herrschte so große Not, dass die Kinder mitarbeiten mussten und nicht in die Schule gehen konnten. Erst in den 1870er Jahren, als sich die Landwirtschaft erholt hatte und es erste Gesetze zum Schutz der Industriearbeiter gab, konnte die Schulpflicht durchgesetzt werden.

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