Österreich-Ungarn

Budapest in jenen Jahren
Budapest in jenen Jahren

[Österreich-Ungarn, 1866/67] Nach der Niederlage im Deutschen Krieg suchte Kaiser Franz I. Joseph von Österreich schließlich den Ausgleich mit Ungarn. Sophie und Andras blieb nur wenig Zeit zusammen.

Nur wenigen Stunden mit Graf Andras Csabany waren seiner Mutter, seiner Frau Sophie und Jakob vergönnt gewesen. Auf der Rückfahrt vom Feldlager bei Bratislava nach Wien machten sie sich gegenseitig Mut. Ihm wäre weniger schwer ums Herz, wenn er seine Frau gut umsorgt zuhause und bei seinen Eltern wüsste, hatte Andras gesagt. Sie sollte nicht ein Wanderleben mit ihm führte, solange er noch nicht wieder in all seine Rechte eingesetzt war. Vielleicht würde er zu Weinachten einige Tage Urlaub bekommen. „Unsere Familien haben es nicht einfach“, sagte Gräfin Katalyn, „meine genauso wenig wie Deine. Aber das hat uns stark gemacht, und unser Zusammenhalt wird uns helfen, auch das durchzustehen.“

Was wird aus der Donaumonarchie?

„Wie wird es nun bei Euch weitergehen?“ fragte Sophie. „Vielleicht wird Kaiser Franz Joseph endlich Zugeständnisse machen“, antwortete die Gräfin, „viel zu lange hat er den Ungarn Reformen verwehrt, und wenn er nicht endlich einlenkt, verliert er sie jetzt auch. Bismarck hat schon mehrfach versucht, die Ungarn und andere nichtdeutsche Untertanen gegen den Kaiser aufzuwiegeln.“

In der Tat war die Krone Franz Josephs I. sehr unsicher geworden. 1848 hatte er die Ungarn noch mit Hilfe einer großen russischen Armee niederhalten können, doch die gewaltsame Unterdrückung und die anschließenden Todesurteile und Ausweisungen hatten ihn bei den Ungarn verhasst gemacht. Nun hatten die Ungarn in Kaiserin Elisabeth eine gewichtige Fürsprecherin. „Unsere Familie hat ein Gut dort“, fuhr die Gräfin fort, „nach der aktiven Dienstzeit meines Mannes möchten wir dorthin gehen. Schon viel zu lange wächst dort nichts mehr. Wir müssen viel arbeiten, aber dazu brauchen wir auch Rechtssicherheit. Wir müssen sicher sein, dass wir nicht gleich alles verlieren, wenn wir frei unsere Meinung sagen.“

Der Abschied in Wien war Sophie schwer gefallen. In ihrem jungen Leben hatte sie schon viele Abschiede erlebt. Abschied von Lorenz, der in die USA geflohen war, den sie vielleicht lange nicht wiedersehen würde, dann Abschied von ihren Großeltern Hubert und Henriette, die in Brüssel gestorben waren und dort begraben lagen. Nun auch noch ihren Mann lange nicht zu sehen, war zu viel. „Weihnachten, mein Herz“, sagte die Gräfin, und auch sie kämpfte mit den Tränen, „wir müssen daran glauben.“

Im Frieden von Prag vom 23. August 1866 musste Österreich der Auflösung des Deutschen Bunds zustimmen; es verlor Schleswig-Holstein an Preußen und Venetien an Italien. Hannover, Kurhessen, Nassau und die freie Reichsstadt Frankfurt fielen an Preußen. Damit waren die östlichen und westlichen Provinzen Preußens verbunden, ein geschlossenes preußisches Staatsgebiet in Norddeutschland bis zum Main war entstanden. Dem österreichischen Befehlshaber Ludwig von Benedek wurde in der Folge die alleinige Verantwortung für die Niederlage zugesprochen – er durfte sich dazu nicht äußern, ja nicht einmal eine schriftliche Rechtfertigung veröffentlichen.

Zu Weihnachten in Budapest

Als Csabanys dies über informelle Kanäle erfuhren, waren sie sehr bedrückt. Das hatten sie befürchtet, und wenn man Benedek abstrafte, würde auch Andras für seine offenen Worte weiter büßen müssen. Ins ferne Galizien war er geschickt worden, und es war fraglich, ob man ihn wenigstens zum Weihnachtsfest fahren lassen würde. Quälend langsam gingen die Tage, Wochen und Monate einher. Sie konnten nur auf Andras‘ Freunde hoffen. Dann endlich kam der ersehnte Briefe: einige wenige Urlaubstage würde Andras mit verbringen können.

Das war viel zu wenig Zeit, um sie in der Eisenbahn zu verbringen, und so wollte sich die Familie mit Andras in Budapest treffen. Sophie reiste mit der Eisenbahn nach Wien, von dort zusammen mit ihren Schwiegereltern weiter nach Budapest. Ihre Freunde Lena und Emil begleiteten Sophie bis Wien und gönnten sich ein paar Tage dort, während Sophie in Budapest war. Dann würden sie zusammen zurückfahren, damit Sophie nach der erneuten Trennung von ihrem Mann nicht alleine war. Bewegt von so viel Anteilnahme, hatten Csabanys die beiden in ihre Haus eingeladen.

Als es Zeit war, in die Eisenbahn von Wien nach Budapest zu steigen, umarmte Sophie ihre Freunde noch einmal ganz fest. „Du wirst Andras sehen“ sagte Lena, „vielleicht wird doch noch alles gut.“ Auch Graf und Gräfin Csabany umarmten die beiden. „Ja, vielleicht auch für unser Land“, sagte der Graf, und seine Frau fuhr mit einem breiten Lächeln fort, „und dann kommt Ihr nach Budapest, Euren Rat zum Wiederaufbau unseres Gutes könnten wir wirklich brauchen!“

Ausgleich mit Ungarn

Knapp ein Jahr später kam es zum Ausgleich: Der ungarische Reichstag wurde wieder hergestellt, eine ungarische Regierung unter Graf Andrássy ernannt, und beide Reichsteile, das Königreich Ungarn und das Kaiserreich Österreich, waren nun unter Franz Joseph I. vereint. Franz Joseph I. und Elisabeth wurden am 8. Juni 1867 in Buda zu König und Königin von Ungarn gekrönt.

Und Gräfin Katalyn Csabany machte sich auf den Weg zu ihrem Landgut bei Budapest.

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