Nazi-Deutschland

Blick von Rolandseck auf Rhein und Siebengebirge
Bllick von Rolandseck auf Rhein und Siebengebirge

[USA, 1933] Kathi, Max und ihre Kinder begannen ein neues Leben auf dem Weingut der der amerikanischen Bergmanns im Shennandoah Valley. Ihre Familie hatte sie in New York abgeholt.

Dort hatte sie auch Chiaras hochbetagte Mutter Amber begrüßt.

Ein neues Leben in den USA

Über Generationen waren sich die Bergmanns über den Atlantik hinweg verbunden geblieben. Zunächst hatten Emil und Lena beim Wiederaufbau des Weinguts nach dem Sezessionskrieg geholfen. Dann, nach dem ersten Weltkrieg, hatten Chiara und John geholfen, das „Stübchen“ durchzubringen. Nun würde Kathis Familie helfen, das Weingut wieder aufblühen zu lassen, denn die Prohibitionszeit war vorbei.

Am 20. Februar 1933 unterzeichnete Präsident Franklin D. Roosevelt nach der Zustimmung durch den Kongress die die Aufhebung des 18. Zusatzartikels. Monate später, am 5. Dezember 1933 hatten endlich ausreichend Parlamente der Bundesstaaten ihn ratifiziert. Es heißt, dass sich Roosevelt an diesem Abend einen Martini genehmigte.

Auf dem Weingut der Mountain Men im Shennandoah Valley stießen Kathi, Max, Robert und Charlotte mit ihren amerikanischen Verwandten und Freunden auf die Zukunft an. Als Folge der Prohibition lag der Weinanbau darnieder, und nur wenige Weinkellereien hatten diese Zeit überstanden. Den meisten kleinen und mittleren Brauereien war es nicht besser gegangen. Zudem war viel Fachwissen verloren gegangen.

Familie Schmieder fand schnell Anschluss. Robert und Charlotte lernten schnell Englisch und gingen dann auf eine amerikanische Schule, Max fand eine Anstellung bei der Baltimore & Ohio Railroad, und Kathi war auf dem Weingut eine wertvolle Verstärkung.

Und doch gingen ihre Gedanken oft nach Deutschland.

Der totalitäre Staat

Mit Entsetzen verfolgten sie, wie schnell und gründlich ihr Heimatland zu Hitler-Deutschland wurde: eine totalitäre Diktatur, in der die Grundrechte nicht mehr galten, Juden und Minderheiten entrechtet wurden, geheime Staatspolizei und KZ-Aufsichten die Menschen terrorisierten. Der gesamte Staatsapparat des Reiches und der Länder, die Justiz, Presse, Film und Rundfunk, Vereine und Verbände, ja sogar die ganze Gesellschaft stand unter die Kontrolle der Nationalsozialisten. Bis auf die NSDAP waren alle Parteien und die Gewerkschaften verboten. Hermann Göring war preußischer Ministerpräsident, ein Nationalsozialist Oberpräsident der Rheinprovinz. Nach dem Tod Hindenburgs am 2. August 1934 übernahm Hitler auch das Amt des Reichspräsidenten, seitdem wurden Reichswehr und Beamtenschaft auf ihn persönlich vereidigt. In der Reichsregierung bestimmt er allein. Hitlergruß und Hakenkreuz, seit 1935 alleiniges Hoheitszeichen des Deutschen Reiches, waren allgegenwärtig, sogar bei den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin.

Eine Politik der vollendeten Tatsachen

Nach außen beteuerte Hitler ständig seinen Friedenswillen, doch genaue Beobachter wie Joscha Csabany konnte das nicht täuschen. Hitler arbeitete längst auf den Sturz des verhassten Systems von Versailles hin. Und das fiel ihm nicht einmal sonderlich schwer, denn Europa war gespalten. Da waren die Demokratien in England und Frankreich auf der einen und die faschistischen Regimes in Italien und Deutschland auf der anderen Seite. In Spanien tobte ein blutiger Bürgerkrieg. Hitler betrieb eine Politik der vollendeten Tatsachen, doch die übrigen Mächte griffen nicht ein – auch nicht, als deutsche Truppen 1936 ins entmilitarisierte Rheinland einmarschierten.

Dann folgte im März 1938 der Anschluss Österreichs an Deutschland. Alle Auslandsvertretungen mussten die Flagge des Deutschen Reiches hissen; am 20. März erklärte das Auswärtige Amt in Berlin, dass es nunmehr keine souveränen österreichischen Auslandsvertretungen mehr gäbe. Und Joscha Csabany empfand, als habe er sein Heimatland zum zweiten Mal verloren.

Wenn wenigstens die britische Regierung dagegen gehalten hätte! Doch Premier Neville Chamberlain glaubte, man könnte Hitler durch Erfüllung berechtigter Forderungen beschwichtigen (Appeasement). Zweimal suchte er Hitler persönlich auf. Im September 1938 kam er an den Rhein und wohnte im Hotel auf dem Petersberg, mit allem erdenklichen Komfort. Hitler war im Rheinhotel Dreesen in Bad-Godesberg auf der anderen Rheinseite abgestiegen und ließ Chamberlain immer dorthin kommen. Bergmanns gab es einen Stich, als sie davon hörten.

Der Weg in den Krieg

Joscha aber hatte in Deutschland den fanatischen Hass der Nationalisten gesehen. Die Weichen waren längst auf Krieg gestellt. Auf Vermittlung Mussolinis kam eine Konferenz in München zusammen. Im Münchener Abkommen vom 29. September 1938 verlor die Tschechoslowakei einen erheblichen Teil ihres Staatsgebietes.

Doch Hitler war nicht zufrieden. Unter Bruch des Abkommens marschierten deutsche Truppen am 15. März 1939 in Prag ein, die Tschechen wurden in ein Protektorat Böhmen und Mähren gezwungen. Die Slowakei musste sich selbständig erklären und deutsche Truppen aufnehmen.

Als Polen es ablehnte, auf deutsche Revisionsforderungen einzugehen, verständigte sich Hitler mit der Sowjetunion und entfesselte den Krieg. Am 1. September marschierten deutsche Truppen in Warschau ein. Nun erklärten England und Frankreich den Krieg gegen Deutschland.

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