Papens Kabinett der Barone

Franz von Papen
Franz von Papen

[Deutschland, 1932]  Hindenburg war zunehmend unzufrieden mit Reichskanzler Brüning. Sein Favorit war der weit rechts stehende Franz von Papen von der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP).

Brünings Sturz 1932

Dass sein Kanzler auf die Tolerierung durch die SPD baute, passte dem Reichspräsidenten gar nicht. Noch weniger, dass er auch der SPD seine Wiederwahl verdankte. Und nun hatte Innen- und Wehrminister Wilhelm Groener am 13. April 1932 die SA verboten. Auf Druck der Reichswehrführung um General Kurt von Schleicher musste Groener bald darauf gehen.

Als Brüning Pläne zur Aufteilung überschuldeter und unwirtschaftlicher Großgüter im Osten des Reiches vorlegte, machte er sich Feinde in der direkten Umgebung des Reichspräsidenten. Nun ließ Hindenburg ihn fallen, wieder auf Anraten des Generals von Schleicher. Am 30. Mai 1932 wurde Brüning entlassen – „hundert Meter vor dem Ziel“, wie er selbst sagte, denn auf der Lausanner Konferenz vom 9. Juli 1932 wurden Deutschland die Reparationsleistungen erlassen, bis auf einen Rest von drei Milliarden Reichsmark. Da war es für Brüning und die krisengeschüttelte Republik schon zu spät.

Regierung von Papen

Am 1. Juni 1932 wurde der weit rechts stehende Franz von Papen neuer Reichskanzler. Weil sich in seinem Kabinett so viele Adlige, überwiegend Mitglieder der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), befanden, sprach man von einem „Kabinett der Barone“.

Papen also. Papen und sein „Kabinett der Barone“. Viele Menschen kannten den neuen Kanzler kaum, der breiten Öffentlichkeit war der erzkonservative Adlige aus dem Westfälischen kaum bekannt. Max und seine Familie hatten ihn in übler Erinnerung, seit er und sein Kreis sich bei der Reichspräsidentenwahl 1925 gegen den eigenen Kandidaten Wilhelm Marx gestellt und offen Hindenburg unterstützt hatte.

Empörung in den USA

Auch Joscha drüben in den USA war empört und zugleich voller Sorge. In seinem Brief spürte Lottie, wie es in ihrem Bruder kochte.

„Papen, dieser unsägliche Papen. der hat keinen guten Ruf in Diplomatenkreisen. Arrogant, unfähig, intrigant. Doch die meisten unterschätzen seinen Machtwillen. Auch Chiara ist ganz schlecht auf ihn zu sprechen. Von 1913 bis 1915 war er Militärattaché an der deutschen Botschaft in Washington, zuständig für die USA und Mexiko, und hat dabei einen Spionage- und Sabotagering in New York City aufgebaut. Sabotageakte gehen auf sein Konto. Zugleich war er nicht fähig, ihm unterliefen so viele Missgeschicke, dass alles aufflog und er im Januar 1916 des Landes verwiesen wurde. Und dann glaubte er auch noch, dass in Kriegszeiten wegen seines Diplomatenpasses sein Gepäck nicht kontrolliert würde. Die britische Marine fand bei ihm umfangreiche Geheiminformationen – Quittungen, Rechnungsbücher und ähnliche Daten seiner amerikanischen Agentengruppen. Daraufhin sind viele verhaftet worden. Auch gegen ihn gilt immer noch Haftbefehl. Und nun hat Hindenburg diesem unfähigen Politiker das Reich anvertraut, ich fasse es nicht!“

Straßenkämpfe

Papen, extrem machtbewusst und ohne Skrupel, wähnte sich Hitler überlegen, wusste aber um die Mehrverhältnisse. Um sich Hitlers Unterstützung zu sichern, hob er am 16. Juni das erst im April 1932 ausgesprochene Verbot von SA und SS auf. Der Reichstag wurde aufgelöst, Ende Juli sollten Neuwahlen stattfinden.

Nun entbrannte der Terror auf den Straßen blutiger als je zuvor. Von Mitte Juni bis Mitte Juli 1932 kam es zu unzähligen politisch motivierten Saalschlachten, Straßenkämpfen und Bombenanschlägen, bei den über 100 Menschen starben.

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