Dadaisten

Dada, Kaiser Wilhelm II.
Dada, Kaiser Wilhelm II.

[Deutschland, 1919] Durch den verheerenden Krieg war die ganze Welt aus den Fugen geraten, da konnte auch die Kunst nicht dieselbe bleiben. Nun sorgten die Dadaisten in Berlin und Köln für Aufruhr.

Als kleines Mädchen hatte Kathi mit ihrer Großmutter Sophie die Expressionisten gesehen. Franz Marcs blaue Pferde, August Mackes herrliche Farben. Beide Maler waren seit Jahren tot, gefallen an der Westfront.

„Gadjiberibimba“

Nun sorgten die Dadaisten für Aufruhr mit ihren Lautgedichten, Collagen aus zerschnitten Fotographien und Zeitungen, Fotomontagen, Gesamtkunstwerken jeder Art und gewagten Bühnenauftritten. Das war keine Kunst, wollte es auch nicht sein, sondern Anti-Kunst: eine radikale Abkehr von der Vorkriegsgesellschaft, gegen die ihre alten und verlogenen Werte, die zu diesem schrecklichen Krieg geführt hatten.

Begonnen hatte es schon während des Krieges, im Februar 1916 im Cabaret Voltaire, einer Kneipe in Zürich. Hier trafen sich Schriftsteller und Künstler, die mit der althergebrachten Kunst nichts mehr anfangen konnten. Von Zürich aus hatte sich Dada nach Deutschland, Frankreich und bis nach New York verbreitet.

So war Hugo Balls Lautgedicht „Gadjiberibimba“ eine Aneinanderreihung von aussprechbaren, aber sinnlosen Lautfolgen. Aber sinnvoll sollte es auch gar nicht sein. Was war überhaupt noch sinnvoll in diesen Tagen, während ein grausamer Krieg tobte, der Millionen von Menschen mit modernster Kriegstechnik und Giftgas tötete und ganze Regionen auf Jahre hinweg in lebensfeindliche Wüsteneien verwandelte?

Grosz, Heartfield und die Berliner Dadaisten

Berlin wurde ein Zentrum der Dada-Bewegung. Doch anders als das neutrale Zürich hatte Berlin gerade Krieg und Niederlage erlebt, die Novemberrevolution hatte Wilhelm II. hinweggefegt, und die junge Weimarer Republik wurde durch Putsche von rechts und links erschüttert.

Die Berliner Dadaisten um George Grosz und John Heartfield waren politisch sehr engagiert. Als die SPD unter Ebert und Noske die Reichswehr und Freicorps gegen revolutionäre Arbeiter in Marsch setzte, nicht aber mit derselben Härte gegen rechte Gewalt vorging, schlugen sie sich auf die Seite verfolgter Kommunisten. Grosz zeichnete schonungslos und überspitzt scharf die soziale Realität jener Jahre. Da sah man verletzte, verkrüppelte Veteranen und Menschen mit Prothesen. Dann Menschen, die sich mühsam irgendwie durchschlagen mussten, und solche, die ihren Reichtum zur Schau stellten. Dazu revolutionäre Arbeiter, die von Reichswehrtruppen erschlagen wurden. Mit künstlerischen Mitteln rechnete da jemand ab mit den herrschenden Schichten der bürgerlichen Gesellschaft, ihrer Selbstgerechtigkeit und Verlogenheit.

Max Ernst, Hans Arp und die Kölner Dadaisten

Auch Köln wurde zu einem Zentrum der Dada-Bewegung, wenn auch nicht so einem ähnlich politischen. „Bürgerschrecks“ waren die Kölner Dadaisten um Max Ernst und Hans Arp allemal. Als im April 1920 eine Dada-Ausstellung im Kölner Kunstgewerbe-Museum am Einspruch des Direktors des Wallraf-Richartz-Museums scheiterte, mietete man den Lichthof im „Brauhaus Winter“ in der Schildergasse, und ließ die Besucher durch eine öffentliche Herrentoilette eintreten – ein Skandal!

Einer Holzplastik gab Max Ernst ein Beil mit – falls jemand den Drang empfand, seine Anti-Kunst zerstören. Auch dieses Spektakel wurde „wegen Pornographie, öffentlichen Skandals usw.“ von der Polizei geschlossen, musste aber wenig später wieder eröffnet werden. Ein Sieg für die Dadaisten!

Dada, die Anti-Kunst, blieb nicht lange aktuell. Das lag vielleicht auch gar nicht in ihrer Natur. Hans Arp und Max Ernst wandten sich dem Surrealismus zu, George Grosz der neuen Sachlichkeit.

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