Dawes-Plan und Young-Plan

Autofabrikation
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[Deutschland, 1928] Die Reichsregierung bat um eine Neuregelung der Reparationszahlungen. Zudem bemängelten der Reparationsagent und auch deutsche Politiker mangelnde Sparsamkeit des öffentlichen Bereichs.

Nach dem Dawes-Plan wurde 1928 erstmals die Normalannuität von 2,5 Milliarden Reichsmark fällig. Das entsprach 12,4 Prozent der deutschen Staatsausgaben und immerhin 3,3 Prozent des Volkseinkommens.

Hätte sich die Konjunktur noch weiter positiv entwickelt, wären sogar eine noch höhere Summe fällig geworden, was die deutsche Zahlungsfähigkeit zu übersteigen drohte. Die Reichsregierung bat um eine neue Regelung.

Mahnungen

Das entsprach durchaus dem Interesse des Reparationsagenten Parker Gilbert, der Deutschland stärker in die Verantwortung nehmen wollte. Seit 1926 bemängelte er die mangelnde Sparsamkeit des öffentlichen Bereichs. Insbesondere die Bautätigkeit der Gemeinden hielt er für übertrieben. Von den ausländischen Krediten ging nur die Hälfte an die deutsche Privatwirtschaft und wurde dort investiert, viele Gelder gingen an die öffentliche Hand. Einige Städte bauten neben dringend benötigten Wohnungen auch Opern- und Schauspielhäuser.

Das machte auch Außenminister Stresemann zu schaffen, denn kein Siegerstaat hatte sich derartiges geleistet. „Das könnte das Ausland durchaus zu der Auffassung bringen“, warnte er, „dass Deutschland im Goldüberfluss lebte.“ Altkanzler Marx hatte stets das offene Gespräch mit Parker Gilbert gesucht, denn er war besorgt, „daß die wirtschaftliche Lage Deutschlands im Auslande viel zu günstig angesehen und deshalb die Leistungsfähigkeit Deutschlands bedeutend überschätzt würde. Die Reichsregierung sei noch immer nicht in der Lage, allen Wünschen, die aus den verschiedenen notleidenden Bevölkerungskreisen an sie herangetragen würden, in wünschenswertem Maße zu entsprechen.“

Ein komplexes internationales Problem

Auch das finanzielle Wohlergehen Frankreichs hing von zuverlässigen Reparationszahlungen Deutschlands ab. Wenn Deutschland nicht an Frankreich zahlte, konnte Frankreich seine Schulden bei den USA nicht begleichen. Diese drängten schon seit 1919, was zu argen Verstimmungen geführt hatte. 1926 hatte man ein Abkommen über die Rückzahlung getroffen, beginnend zum 1. August 1929. Allerdings hatte die Abgeordnetenkammer in Paris das Abkommen nicht ratifiziert und sie würde es auch nicht tun, solange nicht Reparationszahlungen in ausreichender Höhe gesichert wären. Daher blieb der amerikanische Kreditmarkt Frankreich versperrt, obwohl es dringend Geld brauchte. Das alles war ein komplexes internationales Problem. In dieser Situation drängte Parker Gilbert 1928 auf eine gesamteuropäische Lösung.

Ein internationaler Ausschuss unter Leitung des US-amerikanischen Wirtschaftsexperten Owen Young wurde eingesetzt und erarbeitete vom 11. Februar bis 6. August 1929 einen neuen Plan. Es waren schwierige Verhandlungen. Auf deutscher Seite war Reichsbankpräsident Schacht ein umstrittenes Delegationsmitglied. Einerseits kam man um den herausragenden Finanzfachmann nicht herum, andererseits dachte er politisch anders als die SPD-geführte Regierung. Mit seinen Forderungen nach Rückgabe des „polnischen Korridors“ (Westpreußen, Posen) und der Kolonien brachte er die Verhandlungen fast zum Scheitern.

Der Young-Plan

Doch daran konnte niemand gelegen sein, und so fand man schließlich einen Kompromiss: 112 Milliarden Goldmark sollte Deutschland insgesamt zahlen, die Jahresraten wurden auf zwei Milliarden Goldmark reduziert, dafür verlängerte sich die Laufzeit bis ins Jahr 1988. Dazu gab es eine Anleihe auf den Young-Plan. Internationale Anleger stellten 300 Millionen Goldmark zur Verfügung, von denen der größte Teil an Frankreich und England ging. Das Deutsche Reich stellte Schuldverschreibungen in dieser Höhe aus und musste den Schuldendienst inklusive Zinsen pünktlich leisten, und das über Generationen hinweg.

Ein Zahlungsplan, der noch die Kinder und Enkel verpflichtete, war trotz aller Erleichterungen für viele Menschen schwer zu ertragen. Dafür versprachen die Alliierten, das Rheinland und die Pfalz zum 30. Juni 1930 vorzeitig zu räumen.

Fundamentalopposition der Rechten

Als Außenminister Stresemann am 24. Juni 1929 den Young-Plan im Reichstag vorstellte, griff ihn die DNVP sogleich scharf an. Eine erbitterte, hasserfüllte Auseinandersetzung um den Young-Plan begann. Auch Reichsbankpräsident Schacht zeigte in Deutschland offen seine Ablehnung. Das war Wasser auf die Mühlen der Gegner, die nicht nur den neuen Zahlungsplan verhindern, sondern das ganze ihnen verhasste „Weimarer System“ stürzen wollten.

Da stand der gemäßigte Flügel der DNVP, der dem Dawes-Plan zugestimmt und Regierungsverantwortung übernommen hatte, schon vor dem Aus. Nun führte mit „Medienzar“ Alfred Hugenberg ein Exponent des radikal-nationalistischen Flügels die Partei, von nun an gab es Fundamentalopposition gegen das verhasste „Weimarer System“. Die Rechte war zu allem entschlossen.

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