[Rheinprovinz, Frühjahr 1919] Das „Rheinlandabkommen“ zwischen den USA, Belgien, Großbritannien und Frankreich einerseits und Deutschland andererseits regelte die Modalitäten der Rheinlandbesetzung.
Am 28. Juni 1919 hatten Außenminister Müller und Verkehrsminister Bell für das Deutsche Reich den Versailler Friedenvertrag unterschrieben. Er sollte am 10. Januar 1920 in Kraft treten.
Rheinlandabkommen
Der Versailler Vertrag enthielt zusätzlich das „Rheinlandabkommen“ zwischen den USA, Belgien, Großbritannien und Frankreich auf der einen und dem Deutschen Reich auf der anderen Seite. Es legte die Bedingungen für die Rheinlandbesetzung fest.
Doch die Verhandlungen zwischen den Alliierten waren schwierig gewesen. In Frankreich wollten viele das Rheinland und das Saargebiet ganz von Deutschland abtrennen, und als unabhängige Staaten unter die Kontrolle des Völkerbunds oder Frankreichs stellen. Amerikaner und Briten hingegen wollten ein solches Übergewicht Frankreichs nicht.
Schließlich hatte man sich nur auf eine befristete „Friedensbesetzung“ durch alliierte Truppen geeinigt. Zudem sollte das Rheinland auf Dauer entmilitarisiert bleiben. Anders formuliert, es war Deutschland untersagt, „auf dem linken Ufer des Rheines und auf einem 50 km breiten Streifen auf dem rechten Rheinufer Befestigungen beizubehalten oder anzulegen“ und in diesem Gebiet Truppen zu stationieren.
Angelehnt an ihre „Brückenköpfe“ in Köln, Koblenz und Mainz bildeten die Alliierten drei Besatzungszonen. Briten und Belgier besetzten die Kölner Zone mit dem nördlichen Niederrhein und dem Raum Aachen. Die Amerikaner übernahmen die Koblenzer Zone, und die Franzosen die Mainzer Zone. Zudem hatten die Alliierten die uneingeschränkte Befehlsgewalt über alle Verkehrswege des besetzten Gebietes einschließlich des Rheins.
Nach fünf Jahren sollte dann die Kölner, nach zehn Jahren die Koblenzer, nach 15 Jahren die Mainzer Zone geräumt werden. Immer vorausgesetzt, dass Deutschland sämtliche Vertragsbestimmungen erfüllte.
Alliierte Rheinlandkommission
Zudem setzen die Alliierten den Interalliierten Hohen Ausschuss für die Rheinlande ein, kurz Rheinlandkommission. Sie sollte die Umsetzung des Rheinlandabkommens überwachen. Ihr gehörten Vertretern der vier Besatzungsmächte an; den Vorsitz führte der Vertreter Frankreichs, Paul Tirard. Die Rheinlandkommission hatte ihren Sitz im Oberpräsidium der Rheinprovinz in Koblenz und nahm am 10. Januar 1920 ihre Arbeit auf.
Im besetzen Rheinland war die Rheinlandkommission nun die oberste Behörde. Sie war die zenrale Legislative und zugleich Exekutive der Alliierten im Rheinland. Folglich konnte sie Verordnungen mit Gesetzeskraft (Ordonannzen) erlassen und den deutschen Behörden in den besetzten Gebieten Anweisungen geben. Verstöße konnten streng bestraft, missliebige Personen ausgewiesen werden. Deutsche Gesetze und Verordnungen mussten durch die Kommission genehmigt werden.
Darüber hinaus gab das Rheinlandabkommen den Alliierten auch die Möglichkeit, ihre Besatzungsmaßnahmen zu verschärfen. So konnte die Rheinlandkommssion sogar den Belagerungszustand verhängen, falls sie es für nötig hielt.
Das Reichskommissariat für die besetzten rheinischen Gebiete
Auf deutscher Seite entstand das Reichskommissariat für die besetzten rheinischen Gebiete, ihm gehörten Vertreter aller betroffenen deutschen Länder an. Vier Jahre später wurde in Berlin das Reichsministerium für die besetzten Gebiete am 24. August 1923 eingerichtet.
„Schwarze Schmach“
Zum Entsetzen vieler Deutscher waren unter den alliierten Soldaten auch viele Farbige aus den französischen Kolonien. Nun erlebten sie Menschen, die man bislang nur als „Eingeborene“ in den Kolonien kannte, als Besatzer. Man hielt es für eine Demütigung, ein besonders perfides Verhalten Frankreichs.
Darauf zielte die rechte und rechtsextreme Propaganda ab. Da war die Rede von der „Schwarzen Schmach“, von farbigen Soldaten, deren Übergriffen die Frauen und Mädchen am Rhein schutzlos ausgeliefert wären. Aber nicht nur die Rechtsextremen, auch Politiker der Mitte und sogar Reichspräsident Ebert waren hier altem sozialdarwinistischem Denken verhaftet. „Die Verwendung schwarzer Truppen niederster Kultur als Aufseher über eine Bevölkerung von der hohen geistigen und wirtschaftlichen Bedeutung der Rheinländer“ sei „eine dauerhafte Verletzung der Gesetze europäischer Zivilisation.“
Besatzungstruppen
In Oberkassel standen zunächst kanadische Truppen. Diese wurde am 31. Januar 1919 durch britische ersetzt. Dann konzentrierten die Briten ihre Garnisonen auf Köln und Solingen.
Rheinlandbesetzung | Zum Weiterschauen
Auf YouTube ist eine beeindruckende Dokumentation verfügbar:
Der Feind am Rhein
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